Die Pitti Uomo die zweimal jährlich in Florenz stattfindet, ist momentan wohl die wegweisendste Messe der Modewelt. Nicht nur, dass hier die schrillsten Outfits gesichtet werden und sich eine weit internationalere Klientel aus Einkäufern und Pressevertretern als in Berlin ein Stelldichein gibt. Die Pitti bildet zudem ab, welcher soziologische Wandel sich gerade vollzieht: Fashionable Menswear ist ganz klar im Vormarsch. Ja, die Männer drängen regelrecht an die Modemacht.

Ein Besuch in der Fortezza da Basso, dem Schauplatz der Veranstaltung, ist also unerlässlich, da spielt es gar keine Rolle, ob das Thermometer, wie gerne im Juni in Florenz, in Richtung der 40-Grad-Marke klettert.

Auch bei der nunmehr 92. Edition wurden wieder die heißesten Newcomer vorgestellt, fulminante Schauen und Sideevents ausgerichtet und ein Feuerwerk an Inspirationen gezündet. Wir waren vor Ort und haben ein Best-of der Looks, Partys und Schauen zusammengetragen und mit den Hotties der Branche geplaudert. Voilà unsere persönlichen Top Five!

Bester Gesprächspartner: Virgil Abloh von Off-White

Der 1980 geborene Architekt und Designer, der in seiner Funktion als Creative Director von Kanye West Zugang zur Modewelt fand, wird seit dem Launch von Off White im Jahr 2013 als das neue Wunderkind gehandelt. Nach eigenen Aussagen bewegt er sich mit seinem Label in der Grauzone zwischen Schwarz und Weiß, übertragen auf seine Kollektion kann man sagen: Abloh wandelt auf dem Grat zwischen formeller Kleidung und Streetfashion. Und der Mann ist Philosoph! Das bewies er anlässlich eines exklusiven Pressetermins, bei dem er lange über seine Außenseiterrolle und seine demokratische Haltung sprach. In einer dreistündigen Fashionshow, die am Abend desselben Tages openair am Palazzo Strozzi stattfand und in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Jenny Holzer inszeniert wurde, legt Virgil Abloh umfassend Zeugnis darüber ab, dass er ein neues Verständnis von Mode etablieren möchte.

Bester Newcomer: Alanui

Das Geschwisterpaar, das hinter dem Newcomerlabel Alanui steckt, könnte glatt einem 70er-Jahre-Film entstiegen sein. Nicolò und Carlotta Oddi haben mit ihren ethno-inspirierten Kaschmir-Strickjacken aus edlen italienischen Garnen offenbar einen Nerv getroffen. Der Nomadenlook, den die beiden mit ihrer sehr exklusiven Linie propagieren, dürfte demnächst auf den Straßen von Paris bis Tokio zu sehen sein. Um die 2500 Euro kostet so ein Schätzchen übrigens. Also: Bis der Herbst kommt, muss noch ein bisschen gespart werden!

 

Bester Look: Laduma Ngxokolo

Der coolste Look kommt aus Johannesburg! Laduma Ngxokolo und seine Freunde sehen aus wie Popstars, als wir sie beim Paul Smith Cocktail treffen. Der südafrikanische Strickdesigner ist regelmäßiger Gast auf der Pitti und fällt immer wieder durch sein tolles Styling auf. Die fantastischen, farbenfrohen Strickteile, die er trägt, stammen aus seiner eigenen Linie MaXhosa by Laduma und sind von traditionellen Mustern der Stammesmitglieder der Xhosa inspiriert. Nun, da Farbe auf dem Vormarsch ist, dürften goldene Zeiten für Laduma anbrechen.

Bester Store: SOTF

Sneakermania! Der jüngste Neuzugang der ohnehin schon lebendigen Shoppingszene zollt dem wiederauflebenden Sneakerhype Tribut. SOTF, kurz für ‚Store of the Future‘, befindet sich an dem zum Arno gelegenen Ende der Edelmeile Via de’ Tornabuoni und hält eine große Auswahl an Sneakers und Accessoires für Männer und Frauen bereit. Eng verzahnt mit dem Online-Kanal SOFT bietet SOTF volle Interaktion zwischen In-Store- und Online-Sales.

Beste Showkollektion: Yoshio Kubo

Die Japaner wieder! Zwar gab es auf der Pitti mit J.W. Anderson und Off-White weit gehyptere Showcases, aber die Kollektion von Yoshio Kubo und seine Spiegelkabinett-Inszenierung begeisterte uns modisch am meisten. Ob Farben, Styling oder Schnittführung: Yoshio Kubo hat für den nächsten Sommer seine Hausaufgaben in allen Fächern gemacht und entließ uns nach seiner Show in der Stazione Leopolda begeistert in den heißen Sommertag. Wir hoffen, diese Looks in der nächsten Saison an den Pitti-Besuchern sehen zu dürfen. Das wäre eine schöne Abwechslung zu den allgegenwärtigen, sich immer noch vermehrenden Pitti-Pfauen, die im fast schon kitschig zu nennenden Dreiteiler-Anzug mit Hut und Einstecktuch durch Florenz gockeln. Das ist aber schon das Einzige, was an dieser tollen Veranstaltung auszusetzen wäre. Wir freuen uns auf den Januar, wenn die 93. Pitti an den Start geht.