Für diese Falten braucht es weder Botox noch Hyaluron. Die einstige Uniform des Spießbürgertums schüttelt sich in diesem Sommer den Staub von den Schultern und präsentiert voller Stolz ihr faltiges Gesicht. Galt die Falte Jahrzehnte lang nur perlentragenden Großmüttern vorbehalten, so ist das geknickte Kleidungsstück heute an zahllosen Influencern im Straßenbild der Metropolen zu sehen. Der Plissee Trend ist besonders für den Sommer nicht mehr wegzudenken und pocht darauf endlich sein braves Image zu verlieren!
Ein Stoff, aus dem Geschichten entstehen
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte der Modedesigner Mariano Fortuny y Madrazo gemeinsam mit seiner Frau Henriette das sogenannte „Delphos- Kleid“, inspiriert von den griechischen Mythen. Durch seine spezielle Falttechnik und den lockeren Schnitt, erinnerte das faltige Stück beinahe an eine griechische Tunika. Eine regelrechte Revolution für die Mode, zwängten sich die meisten Frauen zur damaligen Zeit noch ins enge Korsett. Nach Jahrzehnten (besonders 50er und 60er Jahre) voller spießiger Konnotationen, war es schließlich der Japaner Issey Miyake, der dem Plissee zu neuem Ansehen verhalf. 1993 präsentierte der Modedesigner seine Kollektion ‚Pleats Please‘ und erregte weltweit große Bekanntheit. Noch heute, über 26 Jahren später, erfreut sich die plissierte Linie mit ihren zarten Faltenwürfen großer Beliebtheit.
Plissee zur Saison SS19
Was einst mit Mariano Fortunys „Delphos-Kleid“ begann, wird heute in großem Stil weitergeführt. Weniger eintönig, dafür umso facettenreicher präsentieren sich die neuen Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2019. So präsentierte das italienische Label Max Mara die Falte kürzlich mit unkonventionellen Farbverläufen (wer sich jetzt beeilt, ergattert das ein oder andere Stück noch im Onlineshop!). Aber auch hierzulande beweisen Designer wie Dawid Tomaszewski, was Plissee alles kann. In seiner aktuellen Kollektion „Liquids“ präsentiert der Wahlberliner einen plissierten Rock in leuchtendem Perlmutt-Blau. Übrigens: Damit die Falten dauerhaft halten, werden viele Plissee-Teile aus Synthetik produziert. Naturfasern dagegen sind, wie zu erwarten, nicht waschmaschinenfest.
Welcher Plissee passt zu mir?
Wie in der Liebe, gilt auch in der Mode: Achtung, bei der Partnerwahl! Denn nicht jeder Plissee kann von jedem Frauentyp getragen werden. Schnell trägt die Falte in transparenten, vermeintlich dezenten Stoffen auf. Unsere Faustregel: Je massiver das Material, desto schmeichelhafter für die Figur. Doch auch der Schnitt trägt einiges zur perfekten Partnerwahl bei: die minimalistische A-Linie kaschiert vermeintliche Problemzonen, anstatt sie zu betonen. Längere Modelle sollten wiederum an der schmalsten Stelle des Beines münden, nur so strecken sie optisch das Bein. Kleineren Frauen wird geraten, zur kürzeren Variante und hohen Chunky Sneakern bzw. Heels zu greifen.
Wie wird der Plissee kombiniert?
Lasst die Perlenkette und Blüschen besser im Schrank, denn die Falte will in diesem Sommer im Stilbruch getragen werden. Plissee ist von Natur aus sehr feminin und mutet furchtbar zart an. Bei passenden Temperaturen gerne das zarte Plissee mit groben Sneakern kombinieren. Statt auf Taille kann die feine Falte auch gerne zu einem lässigen Oversize-Shirt getragen werden, das mühelos über einzelne Knicke geworfen wird. Und wenn es mal kühler wird? Bomber oder gebundene Cargo- Jacken nehmen dem Plissee die feminine Strenge.