Aus alt mach neu. So oder ähnlich lautet das Leitmotiv, dass die Accessoires-Branche der Luxusmode derzeit umtreibt wie kein zweites. Das Paradebeispiel ist derzeit die wohl aufsehenerregendste Tasche des World Wide Web: Die Dior Saddle Bag. Zwischen Intagram Marketing Stunts und der Schatzsuche nach Vintage-Raritäten stellen wir uns die Frage: Is it worth the hype?
Einmal Ikone, immer Ikone
An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass die ‚Saddle Bag‘ nicht bloß irgendeine Tasche aus dem Hause Dior ist, sondern eine regelrechte Accessoire-Ikone, die schon kurz nach ihrem Entwurf von den Schultern von zahlreichen It-Girls und Stars wie Paris Hilton, Beyoncé und Elle Macpherson baumelte und so international ins Rampenlicht rückte. Unvergessen: das wunderschöne Seidenmodell von Carrie Bradshaw alias Sarah Jessica Parker. Sein Debüt machte das Ursprungsmodell bereits 1999, als John Galliano (damals Creative Director des Hauses) die Tasche in seiner Frühjahr/Sommer-Kollektion 2000 präsentierte. Als Referenz an den Reitsport in Form eines Sattels nämlich, versehen mit dem formschönen D – für Dior.
So sieht die neue Saddle Bag aus
Never change a winnig horse dachte sich wohl Dior-Chefdesignerin Maria Grazia Chiuri, die das Kultmodell in der Show für die Herbst/Winter-Kollektion 2018 wiederbelebte. Die Grundidee ist dieselbe, allerdings zeigt sich die neue ‚Saddle‘ Bag variantenreicher, etwas robuster und natürlich zeitgemäßer. Sie ist fortan in zwei verschiedenen Größen und diversen Styles erhältlich. In monochromem Leder, in einem von den Siebziger Jahren inspirierten Patchwork-Muster und in aufwendig und bunt von Hand besticktem Canvas. Nicht unwichtig: Der neue ‘Ethnic Strap’, dank welchem die ‘Saddle’ auch Crossbody getragen werden kann, was die Tasche so mit absoluter Daseinsberechtigung in die Jetztzeit katapultiert. Das lag auch Maria Grazia Chiuri am Herzen:
“The Saddle Bag is a bag that is worn in exactly the same way as a shirt or jacket. (…) It’s also practical because it allows you to carry everything you need with you. It’s for this reason that I wanted it lager and more robust, but also very colorful, embroidered or with beaded fringe because like a chameleon, it adapts to all situations.“
Worth the hype? Die neue, alte Dior Saddle Bag
Während einige Mode-Frühaufsteher, darunter unter anderem Model Bella Hadid den nahenden Trend bereits im Februar im Anschluss an die Show witterten, einige alte Modelle über Second-Hand- und Vintage-Plattformen wie Vestiaire Collective ergatterten und so die Begehrlichkeits-Lawine lostraten, stößt der Hype um die Tasche anderen bereits mit bitterem Nachgeschmack auf. Dior hatte zum Launch-Datum einen beispiellosen Instagram Marketing Stunt gestartet. Einflussreiche Influencer auf der ganzen Welt posteten beinahe zeitgleich unter dem Hashtag #DIORSADDLE ihre Outfits mit der Tasche. Ohne Zweifel wurde so sichergestellt, dass nun jeder, der sich auch nur peripher mit Luxusmode beschäftigt, besagtes Modell kennt – für einige ein Overkill. Warum? Weil alles, was an Exklusivität verliert zwangsläufig an Begehrlichkeit verliert, oder? Mal ganz abgesehen davon, dass nur die wenigsten bereit sind, solch hohe Preise für eine Tasche, geschweige denn dazugehörige Accessoires (Strap) auszugeben. All diejenigen, die dennoch auf den Zug aufspringen wollen, werden dieser Tage bei diversen Online-Plattformen für Kleidung und Accessoires aus zweiter Hand garantiert fündig.
Unser Fazit: Die Tasche – Achtung, nicht ganz unbefangen – hat eine zweifellos wunderschöne, feminine Form, die sich – dem Crossbody-Strap sei Dank – auch wunderbar im Alltag tragen lässt, was bei dem Preis für die Tasche eine Grundvoraussetzung ist. Die Varianten von zeitlos-schlicht über Logomania bis kunstvoll bestickt lassen überdies großen Spielraum für individuelle Stylings und Tragevarianten. Es bleibt also nur noch die Frage, ob das Modell den Hype überleben beziehungsweise danach fortbestehen wird. Und das obliegt eindeutig niemand anderem als der Trägerin. Wem dies zu heikel sein sollte, der greift jetzt zu einem Vintage-Modell, das gerade wohl auch so etwas wie einen zweiten Frühling erlebt.