Es ist die ungewöhnliche Kombination, die die Kollaboration zwischen der Künstlerin Maja Dlugolecki und dem Label Object so unvergleichlich macht. Denn hier trifft US-amerikanischer Freigeist auf dänischen Minimalismus. Das Ergebnis ist eine Capsule Collection auf der Gradwanderung zwischen Fashion and Art. Wir haben mit der Künstlerin über den Entstehungsprozess gesprochen und dadurch sehr persönliche Einblicke in den Werdegang einer außergewöhnlichen Frau gewonnen.
Maja, in dem Kollektionsvideo I am the story erzählst du von den flüchtigen, aber besonders intensiven Momenten, die du mit deiner Arbeit einfangen möchtest. Gab es eine Art Schlüsselmoment, in dem du wusstest, dass du Künstlerin werden willst?
Nein, es gab eigentlich keinen spezifischen Moment, denn ich habe schon immer nach einem Leben als Künstlerin gestrebt. Ich bin mit der Musik groß geworden und habe dann später Design studiert. Deswegen ist meine künstlerische Arbeit für mich nur eine logische Konsequenz, die diesen Kreis letztendlich schließt. 2015 habe ich eine schlimme Trennung durchgemacht, aber meine Kunst hat mir geholfen, mich aus diesem Loch wieder herauszuziehen. Rückblickend war das eine sehr schwierige und auch schmerzhafte Zeit für mich, aber dadurch habe ich schließlich auch das gefunden, was ich bereits mein Leben lang gesucht hatte: meine Kunst.
Welche Momente haben dich zu deiner ersten Arbeit inspiriert?
Es waren die Momente, in denen ich mich quasi gezwungen fühlte, mich auf irgendeine Art auszudrücken. Und nur meine Kunst konnte mir die richtige Ausdrucksform ermöglichen. Denn das Malen hat solch eine kathartische Wirkung auf meine Psyche, wie sonst nichts.
„Meine künstlerische Arbeit ist ein Teil von mir und ich finde es schön, diese Verbindung bewusst nach außen zu tragen.“
In einem vergangenen Interview zählst du deine Heimat Portland und die dortige Natur als Inspirationsquellen auf – was inspiriert dich außerdem?
Meine Inspiration finde ich in meinen Erlebnissen und in den Beziehungen zu den Menschen in meinem Leben. Außerdem lasse ich mich gerne von Städten und den Menschen, die darin leben, inspirieren. Ich genieße es einfach, dieses bestimmte Gefühl von etwas, auf eine Farbe oder eine Komposition zu übertragen und so eine Art visuelles Tagebuch von einem bestimmten Ort oder einer bestimmten Zeit zu kreieren.
Was brauchst du, um deiner Kreativität freien Lauf lassen zu können?
Um kreativ zu sein, muss ich an einem für mich heiligen Ort sein – wie zum Beispiel in meinem Studio oder in der Natur. Am liebsten nutze ich dort Werkzeuge wie einen großen Graphitstift, heilige Palo Santo Holzstücke und eine Auswahl an verschiedenen Goldtönen und Pastellen. Wenn ich mit weniger Werkzeugen arbeite, versuche ich den Moment mit einfachen Techniken oder gar abstrakten Formen einzufangen.
Und inwiefern spielt Mode für dich und deine Kunst eine Rolle?
Meine Kleidung ist für mich eine Art „erste Bekanntmachung“, wenn ich jemand Fremdes kennen lerne. Ich genieße es, mich während des Malens auch mal schmutzig zu machen, weswegen meine Kleidungsstücke hier und da auch mal ein paar Farbtupfer haben, aber das gefällt mir. Meine künstlerische Arbeit ist ein Teil von mir und ich finde es schön, diese Verbindung bewusst nach außen zu tragen. Das macht mich zwar auf eine gewisse Art verwundbar, aber es setzt auch ein Statement.
Also würdest du Mode als eine Art Kommunikationsmittel beschreiben?
Auf jeden Fall! Ich bemerke immer Unikate an verschiedenen Personen. Es ist eine Art Preview zur Persönlichkeit des Menschen und diese kann sehr faszinierend sein, ähnlich wie ein schon angeregtes Gespräch.
Welcher Moment, hat dir bei der Zusammenarbeit mit Obejct am besten gefallen?
Wir haben wirklich eine Menge Zeit miteinander verbracht. Ich bin einige Male nach Dänemark geflogen, war aber auch unheimlich aufgeregt, als das Object-Team in meine Heimatstadt nach Portland gekommen ist, um die Herbst/Winter-Kampagne 2018 und meine Capsule Collection zu shooten. Es ist schwierig, einen bestimmten Moment herauszupicken, denn ich habe es jederzeit genossen und mich schon als Teil der Object-Familie gefühlt. Das Beste an meiner Arbeit – und am Leben im Allgemeinen – waren also die Menschen. Ich hätte mir keine bessere Crew aussuchen können.
Gab es bei dieser Kooperation einen Moment, an dem an deine Grenzen gekommen bist?
Ich glaube, dass es viele Risikofaktoren für die Kollaboration gab. Wir hatten einen ziemlich engen Zeitplan und haben in verschiedenen Zeitzonen gearbeitet. Außerdem mussten wir unsere Designs immer mit der Handschrift des Partners vergleichen. Aber wir haben die Herausforderungen zusammen gut gemeistert. Ich liebe tolle Herausforderungen, weil ich weiß, dass ich am Ende immer etwas dazulernen kann.
Wagen wir zum Schluss einen Blick in die Zukunft: Sind weitere Fashion-Kooperationen geplant oder bleibst du bei der „klassischen“ Kunst?
Meine Arbeit hat sich in den letzten Jahren sehr weiterentwickelt und ich liebe es, meine Kunst auf Materialien zu bringen, die nicht so traditionell wie beispielsweise eine Staffelei sind. So viel kann ich sagen: Im kommenden Jahr wird es für mich noch einige Textil-Kollaborationen geben und ich freue mich schon jetzt darauf, diese bald zu teilen. Ich freue mich einfach über alle zukünftigen Chancen, die es mir ermöglichen, meine Kunst mit der Welt zu teilen.