fashion highlights

Wie relevant ist Mode? Mit dieser Frage haben sich die Akteure der diesjährigen Zeit Magazin x Vogue-Konferenz eindringlich beschäftigt. Da die Veranstaltung den alljährlichen Auftakt der Berliner Modewoche gibt, könnte diese Frage derzeit kaum relevanter sein. Insbesondere für genannten Modestandort, der sich allen Unkenrufen zum Trotz nicht nur wacker hält, sondern vielmehr von Saison zu Saison emsig weiter entwickelt. Vier Tage, unzählige Shows, Präsentationen Modemessen, After-Show-Parties, Konferenzen und Eindrücke später, haben wir für euch gesammelt: unsere Fashion Highlights der MBFWB Herbst/Winter 2018/2019.

MBFW Berlin: Die Mode rückt in den Fokus

Die Fashion Week zeigte sich diesmal zeitgemäß wie nie: Das Programm wurde auf knackige drei Tage Hauptprogramm komprimiert, medienwirksame Shows mit C-Prominenten verschwinden zusehends. Stattdessen präsentieren junge wie etablierte Talente in reduzierterem Gewand, pointierter, weniger effekthascherisch, könnte man sagen. Von Tanz-Performance über Online-Show bis Club-Event warteten die Designer stärker denn je mit individuell inszenierten Präsentationsformen auf, die den Defilees einen authentischen und abwechslungsreichen Charakter verliehen, der Hoffnung macht.
Sinnbildlich für diese Entwicklung hat sich die Designer-Gruppenausstellung „Der Berliner Salon“ im Kronprinzenpalais über die vergangenen Saisons als zentraler Anziehungspunkt etabliert – für Marken, Mode und Medien gleichermaßen. Als zweiter, unweit gelegener Hauptveranstaltungsort fungierte in dieser Saison erstmalig das E-Werk in Mitte, das unter anderem mittels Livestreaming  auf das Modejahr 2018 einstimmt, ehe Presse und Einkäufer in den kommenden Monaten von den modischen Eindrücken der großen Metropolen übersättigt werden.

Berlin Fashion Highlights: Frauenpower und neue Präsentationsformen

Overture – einen passenderen Titel hätte Dawid Tomaszewski, der mittlerweile zum Berliner Establishment gehört, kaum für seine Auftakt-Show im E-Werk finden können. Die Kollektion: „Ein Kuddelmuddel“ aus dem Europa des vergangenen Jahrhunderts, Asien und „betont britisch-traditionellen Einflüssen“, wie der Designer nach der Show kommentiert. Ein hedonistischer Mix, der die Vielseitigkeit und Tiefgründigkeit von Frauen zelebriert – irgendwo zwischen Madame Butterfly und der nächsten Party.

Ohnehin schien das  übergeordnete Thema Berlins eines zu sein, das unser Weltgeschehen derzeit massiv mitbestimmt: Frauen, ihre Macht und die Frage, wie sie diese durchsetzen und leben können – auch mithilfe von Mode.
Odeeh interpretierten den Begriff Feminität zwischen Weibchen-Klischee und Powerfrau. Das Resultat war eine gewohnt vielschichtige, beeindruckend kunstvolle Kollektion für Frauen, die das Frausein zelebrieren. Malaikaraiss wählte für die Präsentation ihrer gewohnt cleanen, soften Entwürfe eine Online-Show, die später in der Woche von ausgewählten Gästen bei einem Re-See (erneutes Sichtes der Kollektion von Nahem) begutachtet werden konnte. Die fleißige Designerin, die ihren fießend-subtilen Interpretationen der weiblichen Silhouette stets treu bleibt, zeigte sich dabei gewohnt optimistisch: „Good things happen. Love is real. We will be okay“, lautete ein Print auf einem der T-Shirts.
Und Strenesse kam in einer Mischung aus Modenschau und Multimedia-Installation mit folgender Message daher: „The Future is Female“, die auf High-Tech-sreens prangte und textil in coolen Suits und smarter Business-Mode Ausdruck fand.

Über alternativen zur herkömmlichen Modenschau hat sich auch das Fashion Council Germany (eine Interessenvertretung für Mode) lange den Kopf zerbrochen, ehe es in diesem Jahr Nägel mit Köpfen machte und den wohl berühmtesten Club der Welt – das Berghain – kurzerhand zum Show-Space umfunktionierte.
Kein geringerer als der Deutsch-Kroate Damir Doma weihte das neue Konzept „Fashion HAB“ ein und verlieh der Berliner Modewoche ein internationales Moment, das treffend untermauert, wovon Mode lebt: Emotionen. „Ich habe mir nicht das Berghain ausgesucht – es hat mich gefunden“, kommentiert Doma, der sich als Designer zuvor in Antwerpen, Paris und Mailand etablieren konnte. Die Resonanz auf den Social Media-Kanälen jedenfalls war unisono positiv. Auch hier: die Präsentationsform, das Erwecken von Emotionen und Erinnerungen, Mode als Ereignis, ohne ein reines Event zu sein – eine Erfolgsformel mit Zukunft.

Derselben emotionalen Idee folgend, kommt das Beste bekanntlich zum Schluss: William Fan. Das vielversprechende Talent lud am Donnerstag zu einer intimen Show im chinesischen Restaurant Ngon, die in vielerlei Hinsicht richtungsweisend für den Modestandort war: Ausgewählte Gäste statt Influencer. China-Restaurant statt fancy Location. Eine vielseitiger, authetischer Cast statt jugendlich-einheitlichem Model-Klischee.
Die Kollektion ist das Ergebnis seiner kindheitlichen Beobachtungen, die er im Restaurant seiner Eltern gemacht hat. Eine Mischung aus alt und neu, aus laut und leise, aus trivial und kunstfertig. Unser persönliches Fashion Highlight: die Fortune-Cookie-Bag in Form eines Glückskekses, die wunderbar konserviert, worum es in der Mode – ganz unabhängig von Zeit und Ort – auch geht: um den Spaß daran, den man sich niemals nehmen lassen sollte.

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