campaign season

In den wohl überraschendsten Kampagnen für die Frühjahr-/Sommer-Saison 2018 steht ein neues Thema im Mittelpunkt: Paparazzi-Shots, oder besser: der unverfremdete Blick auf das, was Mode heute ist: Konsumgut für Jedermann. Bei Prada, Dior und Gucci spielt das Thema Kunst eine Rolle, Saint Laurent und Proenza Schouler setzen hingegen auf Sexappeal und nackte Tatsachen. Es geht aber auch cleaner, ganz natürlich und leise, wie etwa bei Céline oder COS – stimmt euch mit ein auf Highlights des Modesommers: Die Campaign Season ist eingeläutet!

No pictures, please.

Die Kampagne zur Sommerkollektion aus dem Hause Balenciaga ist so erfrischend wie das neue Antlitz des Modelabels selbst. Einerseits schreien die Entwürfe förmlich nach Aufmerksamkeit, andererseits sind die Bilder ein wunderbarer Kommentar zu unserer voyeuristischen Social-Media-Generation. Verantwortlich für die Bilder ist die Bildagentur @bestimage_agency. Nicht minder originell ist die visuelle Inszenierung der Yeezy Season 6. Für sein Modelabel, dessen Muse keine geringere als seine Frau, Kim Kardashian West, ist, rekrutierte Kanye West kurzerhand Lookalikes (darunter Paris Hilton), die die Kollektion im Paparazzi-Modus durch die Straßen Kaliforniens präsentieren – da man zweimal hinschauen muss, ehe man die Maskerade erkennt, ist der Aha-Effekt wirklich mehr als gelungen.


Kunstvoll gut

Es geht auch weniger effekthascherisch und deutlich künstlerischer. Prada setzt in seiner Kampagne für die kommende Saison ganz auf die Vermischung aus Comic und real life und erzählt mit jedem Bild eine regelrechte Geschichte. Gucci illustriert die Kollektion gemeinsam mit dem Künstler @ignasimonreal  in Anlehnung an bedeutsame Gemälde wie etwa das der berühmten Ophelia (1852), während sich das französische Modehaus Dior für die Kampagne zur 60s-inspirierten Kollektion Topmodel Sasha Pivovarova ins Boot holt, die außerdem für die hübschen Malereien auf dem Bilduntergrund verantwortlich ist – schön!


Weniger ist mehr

…Dieser Devise wird das Modehaus Céline aller Voraussicht nach nicht mehr lange folgen. Die letzte Kampagne unter der kreativen Ägide von Phoebe Philo jedenfalls, glänzt mit: nichts. Beziehungsweise mit der Reduktion auf nichts als das prägnante Gesicht des Models. Auch die Skandinaven von COS setzten auf Reduktion, die die Niederländerin Saskia De Brauw wie kaum eine Zweite verkörpert. Für Jil Sander nimmt Fotograf Mario Sorrenti die schlichte Kleidung des Hauses in den Fokus seiner Kamera und setzt sie in die organische Umgebung Mallorcas. Das Resultat ist eine unverfälschte, erfrischend ehrliche Bildsprache.


Zwischen Rock’n’Roll und Sex sells

Das amerikanische Design-Duo Proenza Schouler verschreibt sich in der kommenden Saison nackten Tatsachen. Dank dem italienischen Model Mariacarla Boscono bekommt die Ästhetik etwas wunderbar geheimnisvolles. Anthony Vaccarelo hingegen setzt in gewohnt plakativer Manier auf viel Haut und eine Attitüde, die an wilde Parties der 70er und 80er Jahre erinnert – typisch Saint Laurent eben. Ein bisschen skurriler, aber nicht minder animierend kommen die Bilder der Schweden von Acne Studios daher. Keine Geringere als Juliette Lewis setzt die Kleidungsstücke in Szene, die den Betrachter auf eine Zeitreise geradewegs in die Vergangenheit in Richtung 90er Jahre mitnehmen.