Stellt euch vor, ihr werdet über Nacht zum Superstar. International. Euer Song wird weltweit gespielt und jeder kennt euch. Für eine Zeit lang seid ihr der absolute Teenie-Star. Wo auch immer ihr hinkommt, schreien Leute euren Namen, und auf einmal, so ganz plötzlich, ist alles vorbei. Genau das ist JoJo, jetzt 26 Jahre alt, passiert.
Mit unschuldigen dreizehn Jahren schoss sie mit ihrem Song „Leave (Get Out)“ auf Platz eins der US-amerikanischen Billboard-Charts und wurde somit zur jüngsten Künstlerin aller Zeiten, der das gelang. Es ging für sie weiter bergauf. Auch zwei weitere Singles – „Baby (It’s You)“ und „Too Little Too Late“ – landeten ganz vorne in den Charts.
Millionen junger Mädchen wollten so sein wie JoJo. Die Jungs wollten sie als Freundin haben – und so entstand die Marke ‚JoJo‘. Ein Platin- und ein Goldalbum später stieg JoJo auch in die Filmbranche ein und spielte in Hollywood-Produktionen wie „Aquamarine“ und „RV“ mit, die weltweite Erfolge feierten.
Doch dann wurde es auf einmal still um JoJo. Man hörte lange nichts von ihr. Ein neues Album ließ auf sich warten, ganze zehn Jahre – es kamen neue JoJos. Was fast niemand mitbekam: JoJo lieferte sich einen erbitterten Rechtsstreit mit ihrem Label Blackground Records. Vor gut drei Jahren gelang es ihr und ihrem Team schließlich, aus diesem Rechtsstreit als Sieger hervorzugehen. Seitdem ist die Sängerin bei Warner Music unter Vertrag. Als hätte diese junge Frau nicht schon genug erlebt, starb letztes Jahr auch noch ihr Vater. „Mad Love“, ihr neues Album, welches im November 2016 rauskam, ist eine Liebeserklärung an ihn, aber JoJo singt darauf auch über die Liebe zwischen Freunden, zwischen Liebhabern und über die große Liebe.
Ravi Walia von www.raviwalia.com traf JoJo für uns während ihrer „Mad Love“-Tour in Köln und sprach mit ihr über das neue Album – und natürlich über Mode!
„Mad Love“ ist der Titel deines neuen Albums. Wofür steht er?
JoJo: „Mad Love“ steht für die Liebe in all ihrer Vielfalt: die Liebe zu deinem besten Kumpel, zu deiner Mutter, zu deinem Freund oder deiner Freundin – egal welche Art von Liebe du gerade lebst und welche sich für dich vollkommen oder einfach gut anfühlt. Auf dem Album geht es aber auch um Themen wie Depressionen und die Beziehung zu sich selbst, um die Frage der Selbstliebe. Und ich habe mich mit dem Tod meines Vaters im vergangenen Jahr befasst – es geht also um die Liebe in all ihren Facetten.
Hast du vielleicht einen Lieblingssong? Gibt es ein Lied auf dem Album, das besonders viel über dich erzählt?
Ich liebe „Vibe“ – den Song, die Attitüde und es während der Tour zu performen. Es scheint, als hätten meine Fans eine besondere Verbindung zu dem Song, ich weiß auch nicht, wieso. Außerdem liebe ich „Edibles“.
„No Apologies“ ist die erste Single von diesem Album – wofür entschuldigst du dich nicht mehr?
Ich entschuldige mich nicht mehr für … (überlegt) Ich denke, da gibt es so viel! Die zu sein, die ich bin – dafür entschuldige ich mich nicht. Und das beinhaltet, wen ich liebe, wie ich aussehe, was ich esse oder trinke und wieso ich Dinge tue, wie ich sie tue. Die meisten sehen nur die Fassade einer Person, aber sie blicken nicht dahinter, kennen nicht die Geschichte, die dich zu dem gemacht hat, der du bist. Die Leute sollten das im Kopf behalten. Ich tue vielleicht Dinge, die ihr nicht auf Anhieb versteht, aber für mich sind diese Dinge essentiell und richtig.
Du hattest deinen ersten Nummer-1-Hit in den USA vor zehn Jahren im zarten Alter von 13. Seither hat sich dein Stil merklich verändert. Wie würdest du deinen heutigen Stil beschreiben?
Heute weiß ich, was zu mir und meinem Körper passt. Als ich noch jünger war, ging es mir eher um ein Image oder darum, Kurven zu betonen, die ich nicht hatte. Ich mochte schon immer Athletic Wear, und es ist wirklich witzig, dass das Thema jetzt total in Mode ist. Skinny Jeans und ein Paar coole Sneaker, und schon liegst du absolut im Trend. Wobei mich Trends nicht sonderlich interessieren, ich kleide mich so, wie es sich für mich richtig anfühlt. Mit 16, 17 hatte ich eine Art Goth-Phase, schwarze Haare, schwarze Klamotten, doch jetzt bin ich voll auf den Farbentrip: Schwarz, Rot, Türkis, Gold, Silber. Mein Look ist heute auch sexier, weil ich nun eine erwachsene Frau bin.
Wenn du an die letzten Jahre denkst, welcher Modetrend hat dir am meisten entsprochen?
Wie gesagt: Bei mir ist das immer so eine Sache, ich ziehe einfach an, was mir gefällt. Ich muss auch ehrlich sagen, ich weiß gar nicht, was derzeit alles so Trend ist. Ich liebe die 90s. Mein größtes Idol war Aaliyah, auch in modischer Hinsicht. Crop Tops, eine Oversized-Jacke – das mag ich bis heute. Und ich mag Militärboots und Faltenrock. Hip Hop trifft Grunge, so könnte man meinen favorisierten Stil vielleicht charakterisieren.
Wenn du für den Rest deines Lebens nur ein Outfit tragen dürftest – was würdest du auswählen?
Ich liebe diesen Loungewear-Trend, Nachtwäsche, die auch tagsüber gut aussieht. Ein Seidennachthemd kombiniert zu einem Trenchcoat und einem Paar Militärboots – das könnte ich immer tragen.
Welche Stadt auf der Welt inspiriert dich musikalisch, aber auch modisch.
New York City! Ich liebe diese Stadt, sie inspiriert mich einfach immer wieder. Ich habe aber auch während meiner Tour ein tolles Outfit in Mailand bei einem Fan gesehen. San Francisco mag ich wegen der großen Vintage-Kultur und den tollen Secondhandläden.
Du lebst in den USA. Kleiden sich die amerikanischen Mädels anders, als die europäischen es tun?
Ich sehe da keinen großen Unterschied. Wegen Snapchat, Facebook, Instagram und den sozialen Medien allgemein sind wir alle ja sowieso total miteinander verbunden. Wir sehen, was Menschen in Australien oder am anderen Ende der Welt tragen, und das inspiriert uns.
Wenn du nur noch eine Marke für den Rest deines Lebens tragen könntest – welche wäre das?
Oh, ich liebe Etro, auch wenn ich es mir leider überhaupt nicht leisten kann.
Versuch es doch mal mit Custo Barcelona, die Marke ist sehr ähnlich, aber viel günstiger!
Ach wirklich? Das klingt gut, danke für den Tipp!
Welcher Prominente hat für dich den besten Stil?
Ich bin ein absoluter Fan von Beyoncé und mich beeindruckt die Art und Weise, wie sie zu der Stil-Ikone wurde, die sie heute ist. Beyoncé war früher sehr verkleidet, jetzt trägt sie Streetwear mit High-End-Mode und bringt diesen Look wahnsinnig cool rüber. Natürlich bewundere ich auch Rihanna – beide sind für mich echte Ikonen.
Du bist derzeit mit deiner „Mad Love“-Tour weltweit unterwegs. Was ist dein perfektes Tour-Outfit?Definitiv mein Calvin Klein-Mantel mit dem Faux Fur, der mich warm hält, Slim Jeans, coole Schuhe und eine Beanie. Es ist so eine Art Uniform – man weiß ja nie, was so alles passiert und auf was man vorbereitet sein muss.
Wenn du die Möglichkeit hättest, mit einem Künstler deiner Wahl ein Album aufzunehmen – wen würdest du wählen?
Bruno Mars! Der Typ ist einfach nur wahnsinnig und megacool.
Du bist auch Schauspielerin und hattest Rollen in einigen sehr bekannten Filmen. Werden wir dich bald wieder auf der Leinwand sehen?
Das wäre toll, ich wäre gerne wieder bei einem Film dabei, aber durch den langen Rechtsstreit mit meiner ehemaligen Plattenfirma, wo ich mich nach zehn Jahren endlich freiklagen konnte, kann ich es mir zurzeit nicht leisten, für Dreharbeiten länger auszusetzen. Ich liebe meine Musik und ich bin so froh, damit endlich wieder touren zu können und etwas Neues rauszubringen, so dass ich mich erst mal voll und ganz darauf konzentrieren möchte.
Welchen Tipp würdest du jungen Mädchen geben, die der nächste Superstar, die nächste „JoJo“ werden wollen.
Wenn es dir nur darum geht, ein „Star“ zu werden – dann lass es besser gleich sein und werde ein Instagram-Model oder so was. Ruhm ist vergänglich. Achte außerdem darauf, dass du ein gutes Team um dich hast, Leute, die dich und deine Arbeit unterstützen. Kopiere nicht den Stil von jemand anderem, suche deinen eigenen Sound und arbeite hart. Meine Erfahrung ist: Man bekommt nichts geschenkt und muss sich den Erfolg selbst verdienen.