Mehrere Vasen von Chi Ceramic

Es überrascht, dass Chi, Gründerin von Chi Ceramic, nicht immer etwas mit dem Handwerk der Töpferkunst zu tun hatte, sind ihre handgemachten Keramik-Pieces heiß begehrt und teils ausverkauft. Doch erst die Suche nach dem passenden Geschirr für die familiengeführten Restaurants brachte sie dazu, einen Kurs und ein Praktikum bei einem Keramikmeister zu belegen. Ihre ersten Schritte in die Welt der Keramik waren der Anfang einer ganz eigenen Erfolgsgeschichte.

Heute konzentriert sich Chi, geboren in Hanoi und aufgewachsen in Berlin, ausschließlich auf ihr eigenes Unternehmen und entwirft einzigartige Stücke, die an die Farben und Texturen von Muscheln, Stein und Holz erinnern. Warum das Arbeiten im Studio eine meditative Wirkung auf sie hat und warum sie sich nicht zu sehr an ihre eigenen Stücke bindet, das verrät sie uns im Interview. 

Wie kamst du dazu, deine eigenen Keramik-Pieces zu entwerfen und letztlich dein eigenes Unternehmen zu gründen?
Durch die jahrelange Arbeit in unserem Familienunternehmen DUDU, habe ich stets mit meinem Bruder nach besonderem Geschirr gesucht. Wir wissen, das Auge isst bekanntermaßen mit, also mussten das Ambiente, die Präsentation und die Optik stimmen. Unsere Küche ist eine Mischung aus unserer Herkunft Vietnam und unserer Liebe zu Japan und Chile. Es war also schwer und oft frustrierend, das richtige Geschirr für das besondere Essen zu finden. Schnell wurde uns also klar, wir müssen unser eigenes passendes Geschirr herstellen. Meine Mutter und ich entwarfen Schalen und Teller für beide DUDU-Restaurants, die wir in unserer Heimat herstellen ließen. Da mein Wissen über das Handwerk nur beschränkt war, beschloss ich, verschiedenste Keramikkurse zu belegen, um mehr über die Materie zu erfahren. Es dauerte nicht lange bis mein Augenmerk aufs Raku fiel. Ich beschloss, mir mehr Zeit zu nehmen und belegte ein Praktikum bei einem Keramikmeister. Seitdem kann ich nicht aufhören und lerne immer mehr über das Handwerk dazu. Zu Beginn versuchte ich noch einen Spagat zwischen Restaurants und Keramikstudio zu machen. Das eine war sehr hektisch und schnelllebig und das andere sehr meditativ und langsam. Beides konnte ich aber auf Dauer nicht mehr machen. Daher beschloss ich, schweren Herzens, mich für die Kunst zu entscheiden. 
Chi Ceramic ist Seite an Seite mit DUDU herangewachsen und wurde immer größer und zeitaufwendiger und nur mit Hilfe meiner Familie und Freunde kann ich meinen Traum leben und darf das Arbeit nennen.

Du erwähntest gerade Raku – eine traditionelle japanische Brennmethode. Was ist das Besondere oder gar Herausfordernde daran? 
Raku ist eine japanische Brennmethode. Der Ton hat eine hohe Anzahl an Schamotte und ist grober und kieseliger als normaler Ton. Hierfür wird das vorgebrannte Keramik bei niedriger Temperatur hochgeheizt. Die vorgeglühten Objekte werden mit einer Zange aus dem Ofen geholt und in einem Topf oder Metallbehälter mit Reis, Heu, Stroh oder Holz gelegt. Dann werden sie luftdicht eingebettet und durch den Sauerstoffentzug entsteht eine chemische Reaktion mit der Glasur und dem organischen Brennstoff. Der Brennverlauf lässt sich also nur bedingt beeinflussen, sodass jedes Stück ein Unikat ist. Ich selbst mische meine Glasur mit Kupfer- oder Goldpartikeln für einen glänzenden muschelartigen Effekt.

Was wird deiner Meinung nach an deiner Arbeit am meisten unterschätzt?
Der Zeitaufwand. Es ist eine langer Arbeitsprozess und der Brand wird im Freien gemacht und ist daher stark wetterabhängig. 

Keramik ist Trend und boomt – was darf deiner Meinung nach in keinem guten Interior-Haushalt fehlen?
Ich persönlich habe schon immer Keramik von meinen Reisen gesammelt. Meistens hat mich das Stück an einen Ort erinnert oder ich fand den Künstler beeindruckend. Ich bevorzuge es bewusst, Objekte zu kaufen, die in dir ein Gefühl auslösen, sodass du noch lange Freude daran hast. Denn Gefühle oder Erinnerungen an eine Reise oder einen Moment halten länger als einfach nur etwas Schickes zu kaufen, zu dem du aber keinen Bezug hast.

Viele werden heutzutage auch bei vertikalen Stores wie Zara oder H&M Home fündig. Hast du vielleicht ein paar Geheimtipps, neben Chi Ceramic natürlich, wo man sich einzigartige Must-haves besorgen kann und damit noch kleine Labels unterstützt?
Ich finde vieles online. Beispielsweise bei @odeandiefreude. Dieser Account unterstützt Künstlerinnen aus aller Welt. Es gibt auch viele Keramikstudios in Berlin, wo man besondere Stücke finden kann. Eine schöne Auswahl hat auch @andreasmurkdis.

Viele deiner Pieces sind bereits ‚Sold Out’. Ein gutes Zeichen, dass Chi Ceramic heiß begehrt ist. Hast du ein persönliches Lieblingsstück?
Ich habe gelernt, mich nicht zu sehr an ein Stück zu binden. Bis zur Fertigstellung kann so viel schief gehen. Mein Herz schlägt besonders dann schneller, wenn eines meiner Stücke in guten Händen ist, auf einer Vitrine oder am Tisch und ich Fotos bekomme. Dann bin ich besonders verliebt.

Was steht noch auf deiner Wunschliste? Eine Kooperation? Eine bestimmte Kollektion oder Serie?
Ich bin sehr aufgeregt über meine ‚She of the Woods’-Serie. Es kommen stets weitere Elemente dazu, worüber ich mich sehr freue. Alles Produkte, die uns helfen uns wohler zu fühlen und auch noch nachhaltig sind.

Mehr unter chiceramic.com.