analoge fotografie

Schallplatten, Polaroid und Filmprojektoren – wer am Sonntagnachmittag über den Flohmarkt schlendert, stößt vermutlich nicht nur auf Vintage Mode, sondern auch auf Technik aus vergangenen Zeiten, die uns wieder in die Kindheit zurückwirft. Insbesondere die analoge Fotografie feiert derzeit ein Trend-Comeback und ersetzt die Megapixel-Kamera im neuen iPhone. Warum das Smartphone hin und wieder zu Hause gelassen werden kann und die schönsten Erinnerungen im Kopf und nicht Handyspeicher bleiben sollten …

Die Omnipräsenz des Telefons

Das letzte Abendessen, das jetzige Mittagessen, der Hund, der etwas Lustiges tut, der Hund, der etwas Unlustiges tut … jeder noch so kleine Moment wird mit einem Klick festgehalten. Mehrere Varianten vom gleichen Motiv verschwinden in den Untiefen des Telefons und werden meistens erst wieder hervorgekramt, wenn das Bild stolz auf Instagram präsentiert wird. Verschwommene Motive, unvorteilhafte Posen oder seltsame Perspektiven werden entweder gelöscht oder einfach ignoriert. Dabei sind es oftmals die kleinen Momente und unbeabsichtigte Situationen, die große Erinnerungen hinterlassen. Momente, die im Telefon durch die Masse an Eindrücken schlichtweg verloren gehen. Zu jeder Zeit an jedem Ort wird fotografiert, ohne wirklich zu merken, dass durch die Omnipräsenz des Telefons und Dauer-Dokumentation kleine, wahre Momente oftmals verloren gehen.


Nostalgischer Trend: Analoge Fotografie

Kurz vor dem Klassenausflug oder Urlaub durfte die Filmrolle nicht vergessen werden. Das kleine schwarze Döschen enthielt meist Filmstreifen für 18 bis 20 Bilder. Welcher Moment schließlich analog festgehalten wird, wurde akribisch geplant, um möglichst keine Bilder zu vergeuden. Wer seinen Daumen versehentlich ins Bild hielt, wurde später mit einer Nahaufnahme des eigenen Fingerabdrucks gestraft. Nach dem Urlaub war die Vorfreude groß. Sind die Bilder etwas geworden? Was ist darauf zu sehen? In der heimischen Drogerie zog sich die Wartezeit gefühlt ins Unendliche. Die Freude beim Abholen der Bilder umso größer. Die schönsten Momente wurden schließlich ins Fotoalbum eingeklebt und stolz Freunden und der Familie gezeigt.


Analoge Fotografie und die Sehnsucht nach Wertschätzung

In der heutigen Zeit scheint das unendliche Scrollen durch soziale Netzwerke und digitale Bilderwelten übersättigend. Unser Auge nimmt in sekundenschnelle zahllose visuelle Reize auf und kann nur die wenigsten weiterverarbeiten. Momente, die womöglich in der Realität besonders und einzigartig erschienen, gehen in der Foto-Flut unter und fließen ins unendliche Pixel-Meer. Statt mit dem Telefon jeden noch so kleinen Moment festzuhalten, um ihn gleich wieder zu vergessen, lohnt es sich manchmal mehr im Hier und Jetzt zu leben, den Moment im Kopf festzuhalten oder ihn analog zu dokumentieren und einige Jahre später womöglich im Fotoalbum wiederzufinden.

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