Vor gut einem Jahr sind wir ihr alle verfallen: der winzig-kleinen, putzigen ‚Chiquito‘. Mit seiner Herbst/Winter-Kollektion 2019 hat Designer Simon Porte Jacquemus damals den Startschuss für den Micro Bag Trend gegeben und viele vor ein großes Problem gestellt: Was tue ich da rein? Denn Platz bieten die kleinen Must-haves kaum bis gar nicht. Sollen sie aber auch nicht, denn sie sind viel mehr Statement als funktionales Accessoire.

Mühelose Weiblichkeit

Bereits im Sommer, zur Frühjahr/Sommer-Präsentation 2020, schaffte Jacquemus es, das Internet mit seiner Lavendelfeld-Szenerie, dem pinken Runway-Teppich und einer leuchtenden Über-Kollektion in seinen Bann zu ziehen. Zur darauffolgenden Herbst/Winter-Saison hat er es nun abermals geschafft, vielen anderen Modehäusern die Show zu stehlen und sämtliche Instagram-Feeds zu füllen – doch dieses Mal mit genau dem Gegenteil: Zurückhaltung, Reduktion und eine reduzierte Farbpalette bestimmten das Gesamtbild der Mens- und Womenswear.
Der junge Shootingstar konnte vergangene Woche erneut unter Beweis stellen, dass sein Verständnis von Feminität nicht nur zeitlos, sondern auch durchdacht ist. Seine Entwürfe sind pur; typisch Jacquemus; sie zeigen Haut; auch typisch Jacquemus; und sind dennoch nie aufdringlich oder freizügig – Jacquemus par excellence. Ebenso wie seine reduziert, aber nicht minder raffinierten Schnitte. Ganz zu schweigen von dem diversen Modelcasting – sowohl männlich als auch weiblich –, das sich divers, frisch, jugendlich, strahlend gab. Kurzum: Die Modelwelt ist immer noch schockverliebt.

Die Mirco Bag als Augenzwinkern

Doch neben Model-Highlights, allen voran Gigi und Bella, Laetitia, Joan, Liu und Doutzen, gab es in der Paris La Défense Arena einen eigentlich gar nicht so heimlichen Superstar: die Micro Bag. Und was sollen wir sagen: Dieses Mal werden wir nicht um sie herum kommen. Wollen wir aber auch gar nicht! Denn zur aktuellen Frühjahr/Sommer-Saison 2020, die gerade nach und nach in den Stores Einzug hält, warten gleich zahlreiche andere Marken mit ihrer eigenen Micro Bag-Kollektion auf und folgen Jacquemus ‚Chiquito‘.

Viel mitnehmen kann man in ihnen nicht; soll man aber auch gar nicht, folgt man Simon Porte Jacquemus‘ Vison von Minimalismus und Purismus. Was braucht eine Frau denn schon, wenn sie unterwegs ist, außer ein bisschen Geld und ihre Lieblings-Lippenstift. Und nein, das ist kein Klischee, sondern eine Rückbesinnung auf das Wesentliche und ein Aufruf zu mehr Mut, nicht immer gleich den gesamten Haushalt mit sich herumzuschleppen.Wem das dennoch zu riskant ist, fast nichts mitzunehmen, kann die Mirco Bag ganz einfach als Styling-Akzent einsetzen. Ausreichend Inspirationen hat uns der Meister über die vergangenen Saisons selbst geliefert und die Beltbag-Trendwelle reißt ohnehin nicht ab. Warum also die Micro Bag nicht an den Gürtel oder die große Tasche hängen und sich selbst und den It-Bag-Hype einfach mal nicht so ernst nehmen. Ihr werdet überrascht sein, wie gut es sich anfühlt, mit wenig ‚Gepäck‘ durch den Alltag zu schreiten.

Headerbild Credit: Jacquemus HW20, Foto: Imaxtree