Aligner Therapie

Der erste Augenkontakt, das erste Lächeln… der Spinat zwischen den Drähten der ersten Zahnspange. Voller Freude erinnern wir uns an unsere Teenagerzeit zurück, in der die große Frage des Lebens noch lautete: „Verknoten sich unsere Spangen, wenn wir knutschen?“. Was damals schon unbeliebt war, stößt heute im Erwachsenenalter auf nicht mehr Begeisterung. Junge Start-ups locken nun auf Instagram mit der unsichtbaren Zahnspange. Doch was steckt wirklich hinter der Aligner Therapie. Eine ästhetische Alternative zum dentalen Drahtesel?

Aligner Therapie – Wer hat’s erfunden?

Erschreckend weiß und kerzengerade. Was hierzulande ein wenig zu perfekt, zu akkurat, zu gruselig anmutend, ist in den USA (wie nicht anders zu erwarten) Gang und Gäbe. Die perfekte Zahnleiste als klischeebehaftetes Erkennungsmerkmal einer ganzen Nation. Nicht verwunderlich, dass auch die Aligner Therapie aus dem Silicon Valley stammt. 2017 machte das Unternehmen ‚Align Therapy‘ sage und schreibe 1,7 Milliarden Dollar mit der Idee. Auch in Deutschland findet die vermeintlich kostengünstige Schienentherapie mehr und mehr Anklang. Smartes Influencer Marketing oder medizinische Blitztherapie?

Was sind Invisaligns?

Statt der auffälligen Metallbrackets soll eine individuell erstellte und herausnehmbare Schiene Zahnfehlstellungen schonend korrigieren. Die Schiene ist so gut wie unsichtbar, besteht aus flexiblem Kunststoff und sollte weder BPA, Parabene, Phylate oder Latex enthalten. Die Behandlung ist dabei sowohl für den Ober- als auch Unterkiefer geeignet. Das Praktische: Zum Essen oder Zähneputzen kann die unsichtbare Zahnspange einfach herausgenommen werden.  Wie auch bei der Metallvariante kann am Anfang der Therapie ein leichter Druck zu spüren sein, der nach einer gewissen Zeit verschwindet. Zwischen 20 und 22 Stunden am Tag sollte die Schiene allerdings schon getragen werden.

Der Behandlungsverlauf

Auf Instagram wirbt das Berliner Unternehmen DrSmile mit der kostengünstigen Zahntherapie. Gefühlt mit einem Klick ins Wartezimmer. Via iPad wird ein kurzer Anamnese ausgefüllt. Anschließend folgt die Einwilligungserklärung, in der die Health AG ermächtigt wird, Informationen über die Bonität der Patienten einzuholen. Wer nichts gegen die Gläsernheit der Daten hat, wird schließlich zum Scan geschickt. Der Partnerarzt überprüft Zähne, Kiefer und Zahnfleisch und erstellt eine 3-D Simulation des Gebisses. Bis hierhin sind alle Schritte kostenfrei. Ist die Behandlung realisierbar (leider bei größeren Fehlstellungen wie Kreuzbissen nicht möglich) und der Patient einverstanden, wird die Schiene erstellt und nach ein paar Wochen nach Hause geliefert. Ausgetauscht wird im Laufe der Aligner Therapie alle paar Wochen.

Was kostet das Ganze?

Leider zahlt die Krankenkasse nicht hinzu. Ist die Behandlung möglich, beginnen die Kosten je nach Fehlstellungsgrad und Behandlungsdauer ab 1790 Euro. Scharfe Kritik  hagelt es jedoch aus der Bundeszahnärztekammer. Durch das Ausbleiben eines Röntgenbildes warnt die Bundeszahnärztekammer bei Problemen wie Karies oder Parodontose vor schwerwiegenden Folgen. Denn nur ein gesunder Zahn kann dem Druck während der Aligner Therapie standhalten.

Do or Don’t?

Go for it! Für alle, die sich lediglich über eine leichte Verschiebung bei gesunden Zähnen beklagen und diszipliniert die Schienen tragen, ist die durchsichtige Spange eine mögliche Alternative. Bei komplexeren Fehlstellungen, problematischen Zahnzuständen ist wohl eher davon abzuraten. Vielleicht beißen wir dann doch lieber mit unserem Drahtesel in den sauren Apfel und stehen zur klassischen Metall-Zahnspange.