Manheimer

‚Formal wear for informal people’ lautet das Credo des Berliner Menswear Labels Manheimer. Und ja, für gewöhnlich geht es bei The Clique Suite vor allem um Womenswear, doch heute wollen wir euch das jüdische Traditionshaus vorstellen, das nicht nur die Mode revolutionierte, sondern nach der Weltwirtschaftskrise vor 100 Jahren nun sein glorreiches Comeback in die Modewelt feiert.

Vom Lottogewinn zur Weltwirtschaftskrise

Mit gerade einmal 21 Jahren gewannen Valentin und David Manheimer bei der Lotterie. Das war 1837. Dieser Gewinn diente ihnen als Startkapital für die Produktion von Männermänteln. 1839 sollte Valentin Manheimer fortan allein weitermachen und kam auf die Idee der Konfektion. Ready-to-Wear-Ware oder Kleider von der Stange, das war Ende des 19. Jahrhunderts revolutionär, denn zu diesem Zeitpunkt wurde Kleidung ausschließlich vom Schneider maßangefertigt. Der Grundstein für Konfektionsware wurde demnach in Berlin gelegt und bestimmte fortan das Modebusiness wie wir es heute kennen. „Im Lauf der Zeit baute er ein Netzwerk von Schneidereien und Heimnäherinnen auf, von dem auch andere Modeunternehmen profitierten, die meisten davon ebenfalls jüdisch“, erzählt Urenkel Andreas Valentin in seiner Kolumne. „Ab den 1880er Jahren war er weltweit tätig und beschäftigte rund 8000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Am Ende der auch wirtschaftlich glanzvollen zwanziger Jahre stand die Weltwirtschaftskrise, die auch das Ende des Unternehmens Manheimer bedeutete, 1931 wurde es abgewickelt.“

Manheimer

Foto: Tim Petersen, Julius Poole

Manheimers Weg zurück in die Zukunft

Und hier kommen Christian Boros und Lothar Eckstein ins Spiel, die zufällig mit Andreas Valentin in Kontakt kamen. Sie sind es, die Manheimer nach einem Jahrhundert wieder aufleben lassen und somit ein Stück wertvolle, deutsche Modekultur zurückbringen. Die Anzüge, der Fokus der Manheimer Kollektion, sind ausschließlich online zu erwerben. Natürlich spielt der Grundgedanke von Manheimer eine zentrale Rolle – er wurde nur an die Moderne angepasst. Bedeutet: Die passende Größe wird anhand von Kriterien wie Alter, Größe, Gewicht und Bauchform von der Software ermittelt. Kommt eine Standardgröße jedoch nicht in Frage, bietet Manheimer Made-to-Measure Lösungen an, die in Zusammenarbeit mit zertifizierten MaßschneiderInnen entstehen. Hergestellt werden alle Anzüge in Süditalien. Manheimer Ikonen, wie der berüchtigte ‚Berliner Mantel’, damals ein europäischer Erfolg, werden in Berlin produziert.
Die Zielgruppe? Sicherlich anspruchsvoll. Aber wir freuen uns, wenn ein Traditionshaus sich zeitgenössisch neu aufstellt und eine Geschichte hat, die sich lohnt, weitererzählt zu werden. 

Manheimer

Foto: Tim Petersen, Julius Poole