Tiger King

Good morning everybody – except that bitch, Carole Baskin. Wem diese warmherzigen Worte aus dem Munde eines weißen Mullet-Trägers nichts sagen, hat in seiner Quarantäne-Zeit eindeutig die Dokumentation ‚Tiger King’ verpasst. Netflix präsentiert darin nicht nur die perfiden Machenschaften eines Raubtier-Halters, sondern auch einen skurrilen Modetrend. Im starken Stil-Kontrast steht der zweite Doku-Hit ‚The Last Dance’ über Basketball-Legende Michael Jordan und seinen immensen Einfluss auf Nike. Wie Joe Exotic und Jordan die Modewelt beeinflussen…

Tiger King und der White-Trash-Kult

Mehr denn je, verlockten die letzten Woche zum abendlichen (oder ganztägigen) Serien-Eskapismus. Denn nichts scheint in der aktuellen Situation entspannender als die Flucht vor den Bildschirm, der uns binnen Minuten in fremde Welten versetzt. Mitunter in recht exotische Parallel-Universen, wenn wir nach Netflix-Kassenschlager ‚Tiger King’ gehen. Sieben Folgen erzählen von Raubtierzüchter Joe Exotic und seinem Kampf gegen die nicht minder kontroverse Aktivistin Carole Baskin. Ein Serienformat, das mit menschlichen Abgründe schockiert und über das System staunen lässt. Umso skurriler also, dass ein übler Charakter wie Exotic, für seinen Modestil gefeiert wird. Woher kommt die Faszination für den Tiger King?

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Baseball-Cap auf weißem Vokuhila, Glitzerhemd unter Fransenjacke, Cowboy-Stiefel zur knallengen Stonewash-Jeans und furchtbar gestochenen Tattoos. Eine Ästhetik, die sich in Zeiten gefeierter Modehäuser wie Balenciaga oder Vetements großer Beliebtheit erfreut. In einer der ersten Folgen trägt Joe während seiner polygamen Hochzeit pinke Hemden im genderneutralen Partner-Look. Ein unvergessliches Bild, das tiefe Einblicke in seine sexuelle wie auch modische Freiheitsliebe gewährt. Seine großflächigen Animal Prints setzen dem Gesamtlook ergänzend die stilistische Krone auf. Wenn man so will, gilt Exotic als modische Inkarnation des White-Trash-Kultes. 


Michael Jordan und die Rückkehr des Basketball Hypes

Über keine andere Sport-Doku wird derzeit wohl mehr diskutiert als über ‚The Last Dance’. Damit ist nicht etwa der 00er-Tanzfilm mit Julia Stiles gemeint, sondern vielmehr der nostalgische Rückblick auf die Wahnsinnskarriere von Basketball-Legende Michael Jordan und seiner Mannschaft ‚Chicago Bulls’ mit teils unveröffentlichten Aufnahmen der Saison 1997-98. Eine Zeit der globalen Individualisierung und der Startschuss für US-Konzern Nike, der den Ball-Riesen modisch für seine Spiele ausstattete. 

Jordan zählt noch heute zu den reichsten Sportlern international. Und auch sein Ausrüster Nike ist der wohl umsatzstärkste Sportartikelhersteller. Kein Zufall. 1984 stellte Nike erstmals das Schuhmodell ‚Air Jordan I’ vor. Wenn man so will der Vorläufer aller Sneaker. Sportschuhe sollten ab diesem Zeitpunkt ihren Platz in unserem Alltag und auf den Straßen finden. Michael Jordan wurde zur eigenen Marke und ‚Be like Mike’ zum Werbeslogan einer ganzen Generation. Mit ‚The Last Dance’ wird nun eine Ära glorifiziert, die voller Visionen und Antrieb steckte. Nicht verwunderlich, dass das Lifestyle Magazine ‚Highsnobiety’ über einen Anstieg der Air-Jordan-Verkäufe um ganze 38 Prozent seit Beginn der Netflix-Doku berichtete.