Ölziehen

Morgens ein Löffel Öl im Mund – klingt erstmal komisch? Doch genau das verspricht der Ayurveda-Trend Ölziehen. Aber was steckt hinter dem Ritual, das angeblich für strahlendere Zähne, bessere Mundgesundheit und sogar mehr Energie sorgen soll? Wir werfen einen genaueren Blick auf die Wirkung des Ölziehens, wie es funktioniert und ob sich der tägliche Griff zum Kokosöl wirklich lohnt.

Was ist eigentlich Ölziehen?

Ölziehen ist eine jahrtausendealte Methode aus dem Ayurveda, der traditionellen indischen Heilkunst. Dabei nimmt man morgens auf nüchternen Magen einen Esslöffel Pflanzenöl, meist Kokos-, Sesam- oder Sonnenblumenöl, in den Mund und bewegt es für etwa 10 bis 20 Minuten hin und her. Wichtig: Das Öl wird nicht geschluckt, sondern anschließend ausgespuckt. Der Vorgang soll Bakterien und Giftstoffe aus dem Mundraum ziehen und damit zur Entgiftung des Körpers beitragen. Darüber hinaus berichten viele von positiven Effekten wie frischerem Atem, weißeren Zähnen und einem allgemeinen Energiekick.

Ölziehen als Bleaching Alternative?

Zähne bleichen ohne Chemie? Klingt zu gut, um wahr zu sein, aber Ölziehen wird genau dafür oft gefeiert. Zwar ersetzt es kein professionelles Bleaching, doch es kann oberflächliche Verfärbungen sichtbar reduzieren, vor allem wenn sie durch Kaffee, Tee, Nikotin oder Rotwein entstanden sind. Der Trick liegt im Öl selbst: Beim Ziehen bindet das Öl Schmutzpartikel, Plaque und Farbstoffe, die sich auf dem Zahnschmelz abgelagert haben. Durch die tägliche Anwendung wird dieser Film nach und nach gelöst und das ganz sanft und ohne Schleifstoffe, wie sie in vielen Whitening-Zahnpasten stecken. Besonders Kokosöl punktet dabei mit seiner antibakteriellen Wirkung und angenehmem Geschmack.


Mehr Energie durch Ölziehen

Öl im Mund und mehr Energie? Die Erklärung für die zunächst seltsam klingende Theorie kommt größtenteils aus der Ayurveda-Philosophie. Dort gilt der Mund als Spiegel für den ganzen Körper und als einer der Hauptorte, an dem sich über Nacht Giftstoffe ablagern. Durch das Ölziehen sollen diese Stoffe gebunden und ausgeschieden werden, noch bevor sie in den Körperkreislauf gelangen. Aber auch aus moderner Sicht gibt es eine plausible Erklärung: Ölziehen reduziert nachweislich Mundbakterien, die das Immunsystem belasten können. Wenn der Körper weniger mit kleinen Entzündungen (z. B. im Zahnfleisch) beschäftigt ist, steht mehr Energie für den Alltag zur Verfügung.


Ganzheitliche Gesundheitsförderung

Ölziehen ist nicht nur ein Wellness-Trend, es kann auch richtig gut für deine Mundgesundheit sein. Der Schlüssel liegt in der antibakteriellen Wirkung des Öls, vor allem von Kokosöl, das von Natur aus Laurinsäure enthält. Diese wirkt nachweislich gegen Bakterien, Pilze und Keime im Mundraum, besonders gegen Streptococcus mutans, einen Hauptverursacher von Karies und Plaque. Beim Ölziehen zieht das Öl diese Bakterien aus Zahnzwischenräumen, Zahnfleischtaschen und von der Zunge. Ein gesunder Mund kann auch systemische Entzündungen im Körper reduzieren. Denn Studien zeigen, dass chronische Zahnfleischentzündungen langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.


Wie funktioniert Ölziehen genau?

Öl hat die Fähigkeit, fettlösliche Stoffe zu binden, ähnlich wie ein Reinigungsöl für die Haut. Beim Ölziehen wird diese Eigenschaft gezielt genutzt, um den Mundraum auf natürliche Weise zu reinigen. Die Anwendung erfolgt idealerweise morgens auf nüchternen Magen. Dazu nimmt man einen Esslöffel Pflanzenöl (Kokos- oder Sesamöl) in den Mund und bewegt es dort für etwa zehn bis zwanzig Minuten hin und her. Dabei wird das Öl durch die Zähne gezogen, über das Zahnfleisch bewegt und sanft im gesamten Mundraum verteilt. Das klare Öl wird milchig und dicker. Dies ist ein Zeichen dafür, dass es mit zahlreichen Substanzen gesättigt ist. Am Ende wird das Öl ausgespuckt, idealerweise in ein Papiertuch oder den Mülleimer, um Verstopfungen im Abfluss zu vermeiden. Danach spült man den Mund gründlich mit Wasser aus und putzt sich wie gewohnt die Zähne.


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