Standard Project

„Wir feiern die Individualität des Trägers, indem wir nicht die Unterschiede kaschieren“, erzählt uns Standard Project Creative Director Josef Grillmeier im Interview. Das Portfolio des Münchener Labels ist, im Vergleich zu den Überangeboten vieler Onlineshops, recht übersichtlich, konzentriert und vor allem kuratiert. Und mit ihren saisonunabhängigem Kollektionen ist die 2019 gegründete Marke vielen anderen Unternehmen um einiges voraus und setzt ein klares Zeichen gegen Fast-Fashion. Ein Interview über Minimalismus, die Kunst des Understatements und die Reise durch den Alltag der Menschen. 

Basics überzeugen vor allem durch ihre subtile Raffinesse. Und gerade T-Shirt Aficionados kennen das Problem: Ein T-Shirt ist nicht gleich ein T-Shirt. Was macht also das perfekte Shirt aus und was ist an Standard Project Produkten anders?
Unser T-Shirt hebt sich allein durch das Material und Verarbeitung von anderen Basics ab. Wir haben an jedem Detail etwas verändert, bis wir zufrieden waren. Allen voran das Garn. T-Shirts, die man trägt und nicht darunterziehen möchte, brauchen einen eigenen Charakter. Durch die Wahl des Garns schaffen wir nicht nur eine herausragende Haptik, sondern auch einen klimatischen Vorteil. Baumwolle ist diesbezüglich eine unübertroffene Faser, die wir durch die Art des Garns noch unterstützen. Je länger die Faser, desto besser die Eigenschaften der Baumwolle. Darüber hinaus wollten wir bei der Verarbeitung keine Mühe scheuen: engere Nähte, minimaler Einsatz von Elastan im Kragenbündchen; sonst ist jede Mischung tabu.
Hinzu kommt, dass wir das T-Shirt näher am Hemd als am Unterhemd sehen. Daher ist unsere Herangehensweise am Schnitt eine andere. Business-Mode ist im Wandel, Dresscodes verschwinden. Lässig und dennoch gut gekleidet zu sein, zeugt heute von Souveränität. Bei unseren Prototypen haben wir außerdem festgestellt, dass die Shirts nicht geschlechterspezifisch angelegt sind und sie Frauen (fast) besser stehen als den Männern. 

Minimalismus ist eines eurer Key-Elemente: Was sind die wichtigsten Essentials einer zeitlosen, aber gut aufgestellten Garderobe?
Minimalismus ist bei uns der Versuch, mit den Items über Saisons hinweg Gültigkeit zu schaffen. Also unnötige Details wegzulassen, den Fokus auf Qualität und Universalität zu setzen. Es soll kein Selbstzweck sein, sonst läuft sich die Idee bald tot. Die Konzentration auf das Wesentliche hilft uns bei der Auswahl der Items und der Veränderung hin zu einem Standard Item, aber auch die Tatsache, dass wir uns in unserem Angebot beschränken, um den Kunden nicht mit allen erdenklichen Regenbogenfarben und zig verschiedenen Längen zu überwältigen. Wir feiern die Individualität des Trägers, indem wir nicht die Unterschiede kaschieren. Zu einer minimalistischen oder wesentlichen Garderobe gehört meines Erachtens alles, was man ohne zu überlegen, zu jeder Gelegenheit anziehen könnte.

Gibt es Designer, die dich inspirieren oder gar beeinflussen?
Meine Inspiration kommt von vielen Seiten. Beeinflusst bin ich sicher von einigen Modegrößen, wie zum Beispiel Helmut Lang, Yohji Yamamoto und Martin Margiela, die es geschafft haben, mit tradierten Diktaten zu brechen, um daraus einen neuen Stil zu kreieren. 

Eure Produkte sind in der Preiskategorie etwas höher angesetzt. Was würdest du jemandem sagen, der lieber ein T-Shirt für 4,99 Euro statt für 63,36 Euro kauft?
Überlege dir, welchen Stellenwert ein T-Shirt für dich hat. Ist es ein Wegwerfartikel oder ein Kleidungsstück, dass direkt auf deiner Haut aufliegt? Eines, das du lange besitzen willst oder eines, das du nach drei Mal Tragen entsorgst? Überlege, ob ein T-Shirt für 4,99 Euro mit einer ähnlichen Sorgfalt hergestellt werden kann, wie eines für 63,36 Euro. Es geht eher um die Wertschätzung der Arbeit, die reingesteckt wurde, als um die zu beweisenden Vorteile. Ein ‚faires’ Produkt impliziert, dass es auch ‚unfaire’ Produkte gibt. Wir wollen auf der fairen Seite stehen und suchen deshalb immer nach einem Produzenten, der uns das unterschreibt. Das ist nicht immer die bequemste und nicht die günstigste Lösung. 

Aber sicherlich ein Standard, der angestrebt werden sollte…
Der Standard ist in erster Linie ein bestimmter Wert auf den sich Hersteller einigen. Das schafft neben Vertrauen, auch Effizienz. Beides streben wir an. Darüber hinaus spielen wir mit dem Begriff, wenn es darum geht, Standards zu setzen oder den Standard zu heben. 

Aktuell umfasst eure Kollektion u.a. T-Shirts, einen Sweater, eine Decke, eine Beanie Mütze, ein Fahrrad, aber auch Kaffee sowie auch ein Hand-Desinfektionsspray. Welche Produkte könnten euer Portfolio demnächst erweitern?
Wir werden weitere Produkte im Bereich Bekleidung anbieten und auch Accessoires hinzufügen. Daneben bauen wir die bestehenden Items mit Varianten aus, damit das Portfolio an Substanz gewinnt. Es ist für uns eine Reise durch den Alltag der Menschen. Welche Dinge brauchen wir? Was würden wir in einen Weekender packen? Das sind die Fragen, die wir uns am Ende stellen.

Mehr unter standard-project.com.

Foto: Josef Grillmeier, Creative Director Standard Project