Pop Voyage - London Calling

The Beat goes on! Swingin’ London! Punk Rock! Rave! Brit Pop! Gibt es einen Ort in Europa, an dem man der Pop-Historie unmittelbarer, direkter, authentischer folgen kann – als London? Wir sagen „I don’t think so“. Brexit hin oder her – rund um die Metropole an der Themse sind all things POP oft nur eine Handbreit entfernt. Aber wo findet man den besten Plattenladen, wo sind die legendären Clubs und Bars in punkto Musik, wo finden die besten Konzerte statt? POP VOYAGE hat die Antworten.

Pop Voyage: Die Basics

Beginnen wir den London-Trip mit den Basics. Haptisch, klassisch, Old School. Galten Plattensammler noch vor einigen Jahren als unverbesserliche Nerds, hat sich das schwarze Gold längst wieder zum Kultobjekt gemausert, hat die VinylSchallplatte tatsächlich wieder den Weg ins heimische Musikzimmer gefunden und nicht nur das – Platten sind anno 2017 fast cooler denn je.

Wer in London diggen möchte, den zieht es in die Berwick Street, jene Straße also, die Oasis einst auf dem Albumcover von „(What’s the Story) Morning Glory?“ verewigten. Diese Shops sind ein Muss: Ein exquisites Rundum-Sortiment bietet „Sister Ray“, ein weiterer unverzichtbarer Fixpunkt für Vinylisten und nur einen Steinwurf entfernt ist „Reckless Records“, ein klassischer Ladenschlauch mit Körperkontakt und wissensdurstigem Schulterblick beim Nebenmann, zudem einer der ältesten Plattenläden im Viertel.

Plattenstöbern mit viel Historie – in der Portobello Road

Wer sich samstags durch die Portobello Road drängt, dem sei der Schwenk Richtung „Rough Trade“ empfohlen. Die Musik-Filiale des stilprägenden Labels, eine von zweien in London, zählt zu den geschichtsträchtigsten Shops der Stadt, der Mann hinterm Verkaufstresen, the one and only Nigel House, hat für jeden Käufer die adäquate Empfehlung parat. Nicht minder reizvoll zudem, dass hier jederzeit Paul Weller, Mick Ronson oder die Sleaford Mods hineinspazieren könnten, um selbst nach Platten zu stöbern.

Das Nachtleben von London – Von Upper Class bis Punkrock

In Sachen Clubs ist die Bandbreite natürlich um einiges gigantischer, an dieser Stelle drei Tipps unterschiedlichster Couleur: Big Beats, flamboyante Resident DJs und Events wie „Rebel Bingo“ oder „Ultimate Anthems & Shorebitch“ gibt es im opulenten, viktorianischen Saal des „The Grand“. Etwas distinguierter, dabei musikalisch und in Sachen Cocktailkarte so eigenständig wie geschmackssicher ist das „Jazz Café“ in Camden. Exklusiver wird es dagegen im „Montezuma“ im piekfeinen Süden Kensingtons – ein Hangout für die Upper Class von morgen, angehende Topmodels und Produzenten, auf der Playlist stehen Deep House und Techno.

Wer vom nächtlichen Luxusleben genug hat – oder ganz einfach bodenständigere Locations vorzieht – dem legen wir die Musikclubs mit jeder Menge Historie nahe: Im „Dublin Castle“ hatten einst die Ska-Könige Madness ihr Hauptquartier, heute kann man hier im hinteren Saal die Stars von morgen erleben. Beim berühmten „Camden Crawl“ spielten hier bereits Oasis, die Arctic Monkeys und einst auch Amy Winehouse umjubelte Überraschungsgigs.

Für die größeren Namen öffnet das „Koko“ seine Tore und im „Hope & Anchor“ schlug dem Punkrock einst die Geburtsstunde, als The Damned oder The Stranglers hier zum ersten Mal ihre musikalischen Salven unters Volk brachten. Getoppt wird die Venue in Islington aber immer noch vom „100 Club“, mitten auf der Oxford Street gelegen, einem der bekanntesten Live-Läden der Stadt überhaupt, dessen Mix aus musealem Rundgang mit ständiger Foto-Ausstellung und exquisitem Konzertprogramm seinesgleichen sucht.

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Walk it like you talk it – London per pedes erkunden

Wer gern zu Fuß das Stadtleben erkundet, für den sind die „Walks“ genau das richtige, die Themenvielfalt ist so weitverzweigt wie die berühmte Londoner Tube Map: Fans der Fab Four wandeln beim „Beatles Walk“ auf den Spuren von John, Paul, George und Ringo. Der „Music Walk“ schlägt den ganz großen Bogen von der Baker Street bis zur Waterloo Station, die „Camden Rock`n Roll Walking Tour“ zelebriert große Momente aus dem Schaffen von Legenden wie den Rolling Stones, Pink Floyd, The Clash, The Smiths und vielen mehr.

Apropos Rolling Stones – die Burger im Restaurant vom Ex-Bassist Bill Wyman, dem „Sticky Fingers“ in einer Seitenstraße der High Street Kensington, gehören zu den besten der Stadt. Und einen klassischen Sommertipp zum Abschluss: Die Konzerte im sonnenüberfluteten Hyde Park haben sich in den letzten Jahren zu einem Highlight der Saison entwickelt. Ob Megastars wie Taylor Swift oder Justin Bieber, Rockgrößen wie The Killers und Green Day, Legenden vom Schlage Tom Petty, Phil Collins und Stevie Nicks – der „BST Hyde Park“-Sommer ist superbes Live-Entertainment in einer ebenso legendären wie landschaftlich umwerfenden Location.

London ruft. Und es gibt kaum einen Grund, diesem Ruf nicht zu folgen. Der Gelehrte Samuel Johnson sah es schon vor mehr als dreihundert Jahren als unabdingbar: „Wenn jemand Londons überdrüssig ist, ist er des Lebens überdrüssig“. Der gute Paul Weller bringt es etwas entspannter auf den Punkt: That’s Entertainment. Indeed, it is.