Pickel, Mitesser, Pigmentflecken, Rötungen und Fältchen – die Liste der Unzulänglichkeiten, die wir jeden Tag auf’s Neue im Spiegel begutachten ist – Hand auf’s Herz – schier endlos. Seitdem aufwendige Hautpflege-Routinen salonfähig geworden sind, avancieren auch immer mehr Profi-Anwendungen zum absoluten Muss! Was es mit der Hydrabrasion, dem Skincare Trend der der Stunde auf sich hat, verrät uns die Expertin Vanessa Reinhard im Interview.
Wasser marsch: Hydrabrasion, Aquapeeling oder Hydrafacial?
Wer dieser Tage einmal durch die Regale der Drogeriemärkte zieht, der wird schnell feststellen, dass sich die Hautpflege-Sortimente um ein vielfaches erweitert haben: Cleansing Balms, Seren, Vliesmasken, Ampullen und Co. sind ein bildhafter Beweis dafür, dass unsere Haut und deren Potenzial an enormem Stellenwert dazugewonnen haben – selbst bei den größten Beauty-Laien. Neben individuell zusammengestellten Beauty-Routinen, begeben wir uns mit unserer wichtigsten Visitenkarte, unserem Gesicht, auch immer häufiger in die Hände von Experten. Der Skincare Trend der Stunde, die angeblich allen Hautproblemen trotzt: Die Hydradermabrasion.
Sie gehört zu den sogenannten apparativen kosmetischen Behandlungen und ist eine sanfte Form der Abtragung abgestorbener Hautzellen durch den Einsatz von Fruchtsäuren und Vakuum. Und verspricht eine Verbesserung des Hautbildes und wird ebenso als Anti-Aging-Methode angewandt – quasi ein multipurpose skincare treatment. Was will man mehr? Wie gesagt, die Namen für die Behandlungsart varriieren; Marktführer ist der amerikanische Anbieter Hydrafacial, dessen Chronologie der Behandlungsschritte sich aber unwesentlich von der hierzulande geläufigen Bezeichnungen Aquapeeling, Hydrabrasion oder Hydradermabrasion unterscheidet. Die dazugehörigen Steps, die je nach Behandelt variieren können, sind die folgenden:
- Reinigung und Abtragung abgestorbener Hautzellen
- Sanftes Fruchtsäurepeeling zur Verfeinerung des Hautbildes
- Tiefenreinigung mit Wasserdruck und Vakuum für ein strahlendes Hautbild
- Feuchtigkeitsversorgung und Zuführung von Wirkstoffen wie Antioxidantien, Vitaminen und Hyaluronsäure
- LED-Lichttherapie und Lymphdrainage
Die Heilpraktikerin Vanessa Reinhard berät in ihrer Praxis Patienten mit vielerlei Hauptproblemen und bietet unter anderem genannte Hydrabrasion an. Wir haben der Skincare-Expertin ein paar Fragen zum Hype gestellt, um heraus zu finden, was dahinter steckt:
Was meinen Sie – hat sich das Interesse an einem gesunden, frischen und jungen Hautbild bzw. das Bewusstsein dafür vergrößert?
Das Interesse hat sich nicht in jeder Altersklasse intensiviert, aber der Umgang mit verjüngenden und hautbildverfeinernden Beautybehandlungen ist offener geworden. Man spricht unter Freundinnen häufiger darüber und durch soziale Medien und Influencer, die zu kosmetischen oder gar medizinisch-invasiven Behandlungen stehen, ist auch die sehr junge Zielgruppe sehr für das Thema sensibilisiert. Ich persönlich freue mich sehr darüber, dass die Haut im Fokus der (auch) jüngeren Zielgruppe steht und Aspekte wie das Tragen von UV-Schutz selbstverständlicher geworden ist, als in vergangenen Generationen.
Was hat es mit der Hydroabrasion auf sich?
Zunächst einmal sollten ablative, also hautabtragende Behandlungen immer mit dem Patienten besprochen und ein individuelles Behandlungskonzept erstellt werden. Bei der Hydrabrasion, oder Hydroabrasion, handelt es sich um ein apparatives Verfahren zur sanften Abtragung der obersten Verhornungsschicht der Haut. Anders als bei der Mikrodermabrasion, findet diese Abtragung aber nicht „trocken“ sondern mittels verschiedener Wirkstoffe und leichter Fruchtsäuren statt. Je nach Gerät können mittels Vakuum dann die durch die Fruchtsäuren „aufgeweichten“ Hornschüppchen abgesaugt und die Poren durchgespült werden, was zu einer Tiefenreinigung der Haut führt. Im Anschluss sollten hautnährende Wirkstoffe zugeführt und ein Sonnenschutz verwendet werden, um die Haut nach der Behandlung optimal zu schützen und zu versorgen.
Welche Hauttypen eignen sich für diese Art der Behandlung am besten?
Hydrabrasionen eignen sich grundsätzlich für jeden Hauttyp, aber unter gewissen Regeln. Hier kann je nach Empfindlichkeit der Haut das Vakuum unterschiedlich reguliert werden und mit Wirkstoffen unterschiedlich gearbeitet werden.
Wenn es um Hautpflege-Trends geht, das Budget jedoch begrenzt ist, neigt man dazu, zu günstigeren Alternativen zu greifen beziehungsweise, ’schwarzen Schafen‘ zu vertrauen. Wie erkennt man diese?
Grundsätzlich gilt wie immer: Man sollte einen Behandler wählen, der sympathisch ist und bei dem man sich gut aufgehoben fühlt. Achten Sie auf Hygiene, wie beispielsweise das Verwenden von Einmalaufsätzen am Gerät und lassen Sie sich die Behandlungsschritte erklären. Zögern Sie nicht zu fragen, wenn Ihnen etwas unklar ist. Seien Sie bei Billiganbietern grundsätzlich skeptisch!
Wann fängt man im Durchschnitt am besten mit professionellen Hautbehandlungen an?
Hier gilt tatsächlich: Je früher desto besser. Präventiv lassen sich deutlich bessere Ergebnisse erzielen als wenn erst bei fortgeschrittener Hautalterung oder Hautschäden mit Behandlungen begonnen wird. Patientinnen, die bereits im Teenageralter unter Akne leiden, sollten im Idealfall bereits in dieser Zeit professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Was ist der wichtigste Tipp, den Sie unseren Leserinnen in puncto Hautpflege mit auf den Weg geben können?
Weniger ist mehr! Lassen Sie sich nicht von jedem neuen Produkt aus Zeitschriften, Instagram und Co. beeindrucken und zum Testen verführen. Die Haut braucht in der Regel einige Wochen bis sie sich auf eine Pflege eingestellt hat. Wenn zu häufig gewechselt wird, kann das die Haut irritieren und gegebenenfalls zu schlimmeren Problemen führen. Kombinieren Sie nicht zu viele Produkte aus unterschiedlichen Serien verschiedener Hersteller miteinander, da die Produkte sich eventuell nicht untereinander vertragen. Und lassen Sie sich am besten professionell beraten, welche Produkte für Sie geeignet sind.
Wir halten fest: Der Trend hat viele Namen und eignet sich für vielerlei individuelle Hauptprobleme, die den komplexen Behandlungsschritten sei Dank, in einer Behandlung behandelt beziehungsweise positiv beeinflusst werden können. Die Kosten dazu variieren zwischen 130 und 200 Euro.